Freitag, 24. April 2009

Do you love me? [putzen mit den Bad Seeds]

Freitag heute, ein arbeitsfreier Tag für mich, und was fällt mir ein? Die Sonne lacht: Da muss doch mal der Grauschleier aus der Hütte! Versüsse mir die leidige Hausputzerei mit Musik. Mal wieder was Älteres, Nick Cave and the Bad Seeds, "Let love in", etwa 1994. Ich mag "Do you love me". Beschalle die Welt damit und gerate ins Bewegen. Vielleicht kann man 'tanzen' dazu sagen. Tanzen mit dem Wischmob. Ich weiss nicht, woran es liegt, aber wenn ich Cave höre, wächst bei mir die kreative Lust. Also schnell putzen und heut nachmittag in den Garten, nicht nur die Sonne geniessen, auch das Schreiben.

Dienstag, 21. April 2009

Lungenkrebsfrüherkennungsuntersuchung

Als mein Vater so alt war wie ich es jetzt bin, wurde er von Lungenkrebs zerfressen. Meine Lunge pfeift so komisch beim Atmen... wenn ich abends meine vierzigste Zigarette rauche, muss ich husten. Morgens huste ich auch. Überhaupt, ich huste ständig, seit Wochen schon. Ich denke an meinen toten Vater und überlege, mich einer Lungenkrebsfrüherkennungsuntersuchung zu unterziehen.
'Oder rauch' einfach mal weniger', sagt ein Winzling in meinem Hinterkopf. Das ist ein Idiot.
Was täte ich, wenn ich wüsste, ich hätte jetzt noch höchstens zwei Jahre Lebenszeit? Ich weiss es nicht.
Aber aufhörn zu rauchen würd ich dann auch nicht mehr.

Samstag, 18. April 2009

Smitkowski sitzt in der U-Bahn

Ich weiss noch nicht ihren Vornamen, weiss noch nicht, wie sie aussieht, weiss insgesamt noch nicht viel über sie, aber ich weiss, dass sie Smitkowski heisst und in der U-Bahn sitzt. Sie steigt aus am Mehringdamm. Geht zur Kreuzbergstrasse, da hat er mal gewohnt. Und wie sie von einer alten Bekannten erfahren hat, lebt er jetzt angeblich immer noch dort, im gleichen Haus. In diesem Haus hat sie ein herrliches Wochenende erlebt, drei satte Tage, mit ihm. Wie heisst er? Mal sehen. Er kam auch aus dem Ruhrgebiet. Smitkowski war damals mit einer Freundin für eine Woche in Berlin. "Wir sehn uns wieder, und dann gehts weiter", hatte er zum Abschied gesagt. Das war vor fünfzehn Jahren. Seitdem hatte sie keinen Kontakt mehr zu ihm. Hat ihn nie wiedergesehen. Hat ihn vergessen. Bis neulich, da hat sie von dieser Abschiedszene geträumt, ein nächtlicher Traum, erstaunlich realistisch, ein helles Gefühl beim Aufwachen. Seitdem steht ihr sein Lächeln im Sinn: "...und dann gehts weiter". ... (to be continued)

"Smitkowski" heisst ein lieber Kollege von mir, und gestern abend stand mir plötzlich im Hirn, dass das ein brauchbarer Name für eine Figur sein kann... ich mag "Smitkowski". Dieser Nachname ist in Deutschland fast ausschliesslich im Ruhrgebiet und im Ennepe-Ruhr-Kreis zu finden; meine Protagonistin kommt vielleicht aus Dortmund, oder Bochum. Oder Herne. Ist vielleicht auch nicht unbedingt wichtig.

Freitag, 17. April 2009

aquatischer Blütenduft

Aus Gründen, die ich nicht kenne, fühle ich mich unvollständig gekleidet, richtig nackt, wenn ich kein Parfum benutze. Und unter den vielen wählbaren Duftwässerchen, an denen ich schon gerochen habe, gefallen mir eher wenige wirklich gut.

Der Duft, mit dem ich mich zur Frühlings- und Sommerzeit morgens bestäube, ist laut Werbung "für die Frau, die den Augenblick zu genießen versteht. Die fruchtig-frische Kopfnote spielt mit den Essenzen und Aromen aus Apfel, Litschi und schwarzer Johannisbeere. Dann wird die Aufmerksamkeit auf die blumige Herznote gelenkt, bestimmt durch Jasmin, Rose und Maiglöckchen. In der Basisnote ist ein aufregender Duft von Moschus, Sandelholz und Tonka eingefangen".
Aha. Ist übrigens "Escape" von Calvin Klein.

Neulich in der Kulturwerkstatt ging mir der Geruch von G. in die Nase, sehr angenehm in die Nase, und ich fragte nach und erfuhr von ihr, dass das "L'eau D'Issey" ist, von Miyake. Passt auch gut zum Frühling. Hier aus der Werbung: "Der aquatische Blütenduft mit holziger Basis zelebriert das aufregende Aufeinandertreffen von Orient und Okzident. Lassen Sie sich von dieser exquisiten Harmonie aus Lotus, Rose, Lilie und edlen Hölzern verzaubern". Aquatischer Blütenduft? Wie auch immer, ich hab's mir grad mal bestellt. -
Warum immer Parfum? Wirklich, keine Ahnung. Rieche nämlich naturmässig, unbeduftet, auch ziemlich gut. Finde ich jedenfalls. Und sonntags, wenn allein mit meinem Liebsten, da bin ich gerne nackt.

Donnerstag, 16. April 2009

Gewitter geniessen

Ich stöbere gerade durch einige interessante Blogs, als durchs weit geöffnete Fenster erstes Donnergrollen zu mir dringt, Tropfen klatschen schwer auf den Asphalt, der Nachbarsköter kläfft, helles Zucken am schwarzen Himmel. Wollte eigentlich noch was schreiben, werde das aber morgen ganz früh machen, jetzt erstmal ins Bett kuscheln und das Gewitter geniessen-

Mittwoch, 15. April 2009

zuviel ZEH-OH!-ZWAI !!

Zuviel CO2, und alles is' vorbei- sagte grad ein Moderator im Fernsehn. Ein Reim, kann man sich gut merken. Muss man sich gut merken.

Dienstag, 14. April 2009

SpermaTräne

... gerade in der Rauchpause...standen mir plötzlich diese Zeilen im Sinn:


eine SpermaTräne
rinnt mir warm über die Wange
und ich lächle
(spürbar beglückt)

...

der Mutterbusen nährt nicht mehr
liegt längst schon in Verwesung
komm trink bei mir die süsse Milch
damit du nicht zu sehr vertraurigst
still deinen traurig Liebesdurst
damit du nicht traurig verdurstest

- ach was weiss ich.

...

Na ja. Morgen ist der 15te, Redaktionsschluss beim Willi,
und ich hab noch nix produziert, nix Gscheites jedenfalls...
wird wieder auf den letzten Drücker. Ach, sei's drum... :-(

Rauchpause [und Nietzsche]

Als leidenschaftliche Raucherin schätze ich sehr, dass es in unserer Firma eine nette Raucherkantine gibt; von dort gelangt man auf eine Terrasse mit Tischen und Stühlen im üppig begrünten Innenhof, so dass meine Raucherpausen jetzt im Frühling tatsächlich einen gewissen Erholungswert haben... Käffchen, Kippchen, in die Sonne blinzeln oder Ameisen beobachten... so emsig wie die bin ich wohl kaum? In den Pausen bitte nicht an die Arbeit denken (manchmal allerdings kann ich's nicht vermeiden). - Heute morgen hat mich keine Krähe hier in Soest begrüsst, kein einziger Rabenvogel im Luftraum über dem Bahnhofsvorplatz. Im Winter lässt mich das Krähengeschrei an Nietzsche denken... "wohl dem, der jetzt noch Heimat hat"**. In kalter Winterluft klingt die Beschallung anders als im Frühling oder Sommer. - Mal schaun, vielleicht sind die Krähen heute nachmittag wieder da und verabschieden mich dann in den Feierabend. Neulich erzählte mir ein Kollege, dass man im letzten Jahr hier im Städtchen zahlreiche Krähennester aus den Bäumen entfernt hat, um die Vögel loszuwerden: Weil sie soviel Krach machen, die Anwohner fühlten sich lärmbelästigt... vom Vogelgeschrei, tatsächlich, nicht vom Verkehrsgetöse... wie auch immer, ich bin recht arbeitsträge heute und werde gleich nochmal eine rauchen gehn. -

** Hier mal das Nietzsche-Gedicht "Vereinsamt", das mir winters die Krähen in den Brustkorb schrein... und das zu meinen liebsten Lyrik-Stücken gehört:


Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein. -
Wohl dem, der jetzt noch Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts, ach! wie lange schon!
Was bist Du Narr
Vor Winters in die Welt entflohn?

Die Welt - ein Tor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschaft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg, Vogel, schnarr
Dein Lied im Wüstenvogel-Ton! -
Versteck, du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrein
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnein. -
Weh dem, der keine Heimat hat.


(Nietzsche-Texte online bei Projekt Gutenberg)

Montag, 13. April 2009

Wattekopp [lazy monday]

Die Sonne hängt grad hinter einer Scheibe aus Milchglas. Aktuelles Wetter in Hamm: Haze. Samstag- und Sonntagabend jeweils einige Bierchen gehabt, vielleicht auch zwei zuviel, und heute: Der Kopf ist wattig, der Körper träge, das Herz will schreiben, das Hirn ist nicht brauchbar. Muss noch einen Text für's Stadtmagazin abliefern, ein Lyrik-Stück, bis übermorgen eigentlich. Habe noch keinerlei Idee. Herausgeber Sloopy kennt meine Verspätungen. Morgen ist ja auch noch ein Tag: Ich hasse mich manchmal für diese Trödelei. - Was ich mir unbedingt merken will: Die Krähen, diese schönen Rabenvögel, die mich werktäglich in Soest mit ihrem Geschrei begrüssen. Ja, dort in den Bäumen auf dem Bahnhofsvorplatz haben sie ihre Nester, schwirren schreiend über den Platz, und ich bilde mir ein, sie begrüssen mich: Hallo, Dir einen guten Arbeitstag. Jedenfalls denke ich das jetzt in der Frühlingszeit. Im Winter war das anders. Da haben sie mich melancholisch gemacht und auf eine Idee gebracht: Die Krähen werden eine Rolle spielen in einer Paulchen-Geschichte. Weiteres später hier im Blog.

Bombodrom [ostermarschieren online]

The times, they are changing...: Früher ganz leibhaftig ostermarschiert, oder zu Demos gefahren... meine vorletzte Demonstration war eine Antifa-Kundgebung, hier in der Stadt; das war vor drei Jahren, war mit G. dort, und wir beide, vierzig und fünfzig Jahre alt, gehörten tatsächlich zum älteren Gestein dabei. Auch auf der Hanfparade letzten Sommer in Berlin tummelten sich nicht gerade viele Leute unserer Altersregion. So richtig hoch krieg ich den Arsch ja auch nicht immer... Mache einiges online, urgent actions für amnesty, zum Beispiel. Heute morgen war ein Aufruf zum online-Ostermarsch in meiner Mailbox, von Campact / Demokratie in Aktion: "Bombodrom verhindern –Nein zum größten Bombenabwurfplatz Europas". Auf der Couch lümmelnd, Notebook auf den Knien, bin ich online mitmarschiert... ha! Wenn ich mir die Teilnehmerzahlen der Campact-Aktionen ansehe, denke ich: Das ist nicht schlecht.

Sonntag, 12. April 2009

Arbeitsmoral untergraben

Karfreitag und Ostern bedeuten mir viel: Bedeuten mir drei arbeitsfreie Tage. Müssiggang, Freunde treffen, Familie, Bierchen trinken. Some lazy sunday, heute: Gut ausgeschlafen, Frühstück mit G., auf der Terrasse den Frühling geniessen, Vogelgezwitscher. Später will ich noch schreiben, jetzt erstmal lesen: Corinne Maier, "Entdeckung der Faulheit": Von der Kunst, bei der Arbeit möglichst wenig zu tun. Es wendet sich in erster Linie an mittlere Angestellte. Gehöre ich eigentlich dazu, frag ich mich grade, so als Systemadmin, SAP-Basis-"Spezialist"? Keine Ahnung, hat mich wohl noch nie wirklich interessiert... aber egal, vielleicht kann ich noch dazulernen... Das Buch nennt sich im Vorwort 'provozierend' und will des geneigten Lesers Arbeitsmoral untergraben- sehr sympathisch. Mal schaun, ob bei mir überhaupt noch was untergraben werden kann...

Freitag, 10. April 2009

Eichel versus Phalluskopf

Das Wort 'Eichel' gefällt mir nicht besonders als Bezeichnung für das Penisköpfchen; was in der Anatomie eben das verdickte Ende des Penis oder die vordere Verdickung der Klitoris bezeichnet, lässt mich zuerst an Schweine denken: Weil eine „Eichel“ auch die Nussfrucht einer Eiche bezeichnet, die gern von Schweinen gefressen wird. Und Schweine, da denk ich an Suhlen und Grunzen. Dann doch lieber 'Penisköpfchen'. Phalluskopf.- Warum denk ich grad an Phallusköpfe? Weil ich Armins Bild im Sinn hab, vor Augen. Aber 'Phalluskopf' als Titel wäre zuwenig, es steckt viel mehr drin (warum überhaupt ein Titel... weil ich dieses Bild gern mit Worten in Verbindung bringen möchte. Ich habe ja die Freiheit, den Titel später noch zu wechseln. Der Künstler selbst hat keinen für dieses Bild. Er legt nicht viel Wert auf das Betiteln seiner Werke.) Weiteres dazu später. Jetzt geniesse ich erstmal müssig einen Mittagskaffee auf der Terrasse, ein arbeitsfreier Tag für mich, ein Freitag, Karfreitag, und die Sonne lacht frühlingsfroh von einem zartblauen Himmel (Wetter is ja WICHTICH, ne). Insofern schätze ich diesen Feiertag; ansonsten ist er mir ohne Bedeutung.

...
Stupidedia-Eintrag zu 'Peniskopf'

Mittwoch, 8. April 2009

Atomkrieg [vorher duschen!]

Traumstück der letzten Nacht...

Ich sitz auf dem Klo, an der Wand mir gegenüber ein grosser Anzeigemonitor, dunkel, plötzlich weisse Schrift auf schwarzem Grund, ich lese:
Wettervorhersage: Atomkriegswahrscheinlichkeit 800%. Raketen sind gezündet, Reichweite bis Nordrhein-Westfalen. - Krieg nen Schreck, renn ohne mir den Hintern zu putzen durch die Wohnung, wecke meinen schlafenden Freund: „Atomkrieg, Atomkrieg, steh auf!“; mein Freund ist aber halbschlafgenervt: „Na toll, was weckste mich denn dafür, die Scheisse kann ich doch besser verschlafen“. Im nächsten Moment stehe ich unter einer öffentlichen Schwimmbad-Dusche. Klar, für nen Atomkrieg macht man sich mal sauber und fein. Plötzlich steht Blixa Bargeld, in Hut und Anzug vor mir, schaut mich angeekelt an; ich denke: Was hat er denn? So hässlich bin ich doch gar nicht!, und als ich an meinem Körper runtersehe, schleimen mir zwei fette, braunorangene Nacktschnecken über den Busen. Ich quietsche. Und werd wach.

Dienstag, 7. April 2009

Penisköpfchen, blau

... und warme, weiche Weiblichkeiten: Seh ich auf den ersten Blick, auf dem Bild, und es werden hundert Blicke, werde nicht satt. Es ist gross und belebt seit gestern die Wand über meinem Sofa. Neulich habe ich Armin, Schöpfer des Werkes und Freund von mir, in seinem Atelier besucht und mich sofort in dieses Bild verliebt. Er hat es mir zum Freundschaftspreis überlassen, eigentlich hätte es ein paar Hunderter mehr gekostet, aber so war's ok für mich, und das Bild macht mir Freude. Mannigfaltige Assoziationsmöglichkeiten. Ich werds vielfach beblicken und mich inspirieren lassen: Ein Prosa- oder Lyrik-Stück für Armin, das möcht ich ihm schenken. Er meinte, für ihn hätte das Bild auch mit 'Geburt' zu tun, aber das seh ich anders. Mit Befruchtung vielleicht. Auch mit Geborgenheit: Der eingekuschelte Kopf.

Armin Goike-Bentrup 2009

Bild: (c) Armin Goike-Bentrup

fuckin' overjoyed [Endorphingebubbel]

...stöbere gerade im Archiv meiner Netzpräsenz, habe dies hier gefunden; erinnere mich, geschrieben vor etwa acht Jahren, und der frühe Tag war mir Geschenk. Spürte die Endorphine fröhlich in mir blubbern, weil ich CLEAN in den Tag gestartet bin, nicht entzügig und siechend, dann erstmal Substanzen; bin bis heute froh darüber. Bis heute manchmal overjoyed.


ein Geschenk, für mich! -zeichnet sich ab,
kann's jetzt schon seh'n, dort hinten am Horizont-

die Nacht durchwacht / I'm tired out und:
FrühStücksFernSeh'n blablabla
/ das Wetter heute kühl

Fenster auf und frisch die Luft, kühl die Luft ach schön

es zeichnet sich sehr deutlich ab: ein Geschenk. 

ah / look-a-yonder / well, look-a-yonder:
/yonder under horizon // yonder under horizon

für mich für mich FÜR MICH!

es zeichnet sich sehr deutlich ab: der Streifen dort am Horizont
ist reichlich breit geworden. ach Himmel / Himmel / Himmel [blau]

steck' schon mittendrin im Geschenk,
steck' schon mittendrin!

die Nacht durchwacht / I'm tired out und:
FrühStücksFernSeh'n blablabla
/ das Wetter heute kühl

to all intents and purposes, I'm fuckin' overjoyed -

mein Herz ist Jauchzen / Jubilier'n!

"ganz ohne Scheiss jetzt", würd' Harry nun ergänzend formulier'n:
ganz ohne Scheiss jetz Alter, hömma, aehrlich

mein Herz ist Jauchzen / Jubilier'n!

dort am Horizont, der schmale Streifen Hell-
ausgebreitet und ein Grosses geworden, ein Ganzes:
ein Tag. neuer Tag. schöner neuer Tag.

Geschenk!

und Mowgli, der Kater, kam eben vom nächtlichen Streifzug.
ne Schale Milch für ihn, ne Tasse Kaffee
für mich,
die übliche Zigarette, mein Blick durch's Fenster: 
Da lacht es mich an, mein Geschenk, 
die Sonne ein KussMund und rund
mein Herz ein Jauchzen / Jubilier'n-

ach Mowgli der Kater singt grinsend ein Lied:
I'm happy so happy slaphappy yep yep
I'm happy so happy slaphappy yep yep
happy slaphappy slaphappy yep yep

and me, indeed: I'm fuckin' overjoyed

So wirklich gelungen find ich den Text nicht (mehr), der Text ist beschissen, oh Graus, aber eine schöne Erinnerung, und vielleicht kann ich irgendwas draus machen, mal sehn... ...

NO KID [grausame Giftzwerge]

Kurz vor dem Schlafengehen fällt mir noch das Buch in die Hände, das ich für Paulchen gekauft habe, entdeckt in der Bahnhofsbuchhandlung; ein Buch von der Französin Corinne Maier: NO KID - 40 Gründe, keine Kinder zu haben. Ja, ich denke, Paulchen, diese biologische Kathastrophe, hätte sich das Buch gekauft. Aus Neugier. Die Autorin ist selbst Mutter, die muss es wissen, denk ich mir. Also lass ich Paulchen das Buch lesen und schau' ihr dabei über die Schulter: "Ein Kind ist wie ein von Natur aus grausamer Giftzweg", les ich da, und das stammt von Michel Houellebecq. Paulchen wird das anders sehen, sie mag Kinder- will trotzdem keine. Wahrscheinlich hat sie andere Träume.

Wetter ist WICHTICH [scheiss drauf]

Das Wetter, das Wetter ist WICHTICH. Am Ende der Nachrichten wird es immer zum Thema. Bomben, Tote, Wirtschaftskrise, Erdbeben und Amokläufer, Demonstrationen gegen Stellenabbau, Ferienbeginn und Staus auf den Bahnen, Verkehrsunfälle, und dann das Wetter, die Aussichten. Bei trüben Aussichten hoffe ich immer, dass die Prognose nicht stimmt, bei sonnigen das Gegenteil. Manchmal trifft die Vorhersage zu, manchmal nicht. Vielleicht sollte ich auf Wetterberichte verzichten. Vielleicht sollte ich immer draussen im Garten frühstücken, mich dem grad herrschenden Wetter ein Weilchen aussetzen, dann weiss ich Bescheid. Für den Moment jedenfalls. Das Wetter ist WICHTICH. Und was soll ich anziehn? Sonne hebt mich über Hundescheisse, in die blaue Himmelswelt, und weisse Wölkchen, eine Verliebtheit, ein Kuss. Und regendunkler Himmel macht mich schonmal melancholisch, bittersweet embrace. -
"den eisbären ging es prima / wetter war noch kein klima", singt Rainald Grebe, und ich werde jetzt noch "1968" hören. Scheiss aufs Wetter.

Montag, 6. April 2009

Hansaplast

Hansaplast: Eine Art Liebesgedicht mit blutigem Knie, für G.; in der April-Ausgabe des 'Willi' veröffentlicht, 'Stadtmagazin für Alphabeten'.
Geschrieben hatte ich's mit Bleistift in mein liebes Moleskine-Notizbuch (hahaha, ich lache laut), während der Zigarettenpausen und im Zug, am 13. März; jetzt ab damit ins virtuelle NotizBuch, mit einer geänderten Formulierung in Zeile 8.


bin gut bin schlecht bin ein Mensch
will meine Träume und ein Königreich: dein Herz

prinzengleich sind deine Lippen,
die taugen wohl für süsse Küsse
deine Zunge schlingt mich tief
bis in die rote Herzensmitte

da wohnst nur du, nur du allein!,
du flüsterst nah am ohr

als ich aber durch dein Herz pulsiere
find ich mich mitten in grossem Getümmel:
deine Mutter, deine Kinder, deine Exfraun
Vater, Hund und Onkel Harry
ich treffe Mozart, Haydn, Johnny Cash
treff Shakespeare, Kafka, Rainald Grebe
der alte Schmidt spendiert ne Zigarette
die Monroe kocht Kaffee dazu

- der Thron ist nicht für mich alleine, LügnerLump!

… doch ich verzeih:
für einen Zungenschlag war dir die Lüge Wahrheit
für einen Augenblick war ich die Königin

bin lieb und böse, eine Frau
will meine Träume und ein Appartement
in deiner linken Herzkammer
will nen Tequila und versprich mir, Liebster:
dass du mir die blutigen Knie bepflastert
wenn ich mal wieder sturztrunken die Treppe runter---

Rotz und Wasser

... der Himmel heult. Geplärre auch aus dem Radio, aus ihrem Mund, und Regen strömt aus ihren Augen: Make-Up verschmiert. Sein Kopf liegt nicht auf seinem Kissen. Sein Bett ist leer. Und wird es bleiben. Rotz und Wasser: Kein schöner Start ins Weiterleben, und Frühling sonnt woanders.

Sonntag, 29. März 2009

biologische Katastrophe [Männertraum]

Wie könnte sie heissen? Paula vielleicht. Allerdings ist 'Paula' kein sehr typischer Name für Frauen ihrer Generation; Endsechziger. Da hiessen die Mädchen Anja und Martina und Susanne und Birgit und Heike und manchmal Simone.
Ich mag aber 'Paula'. Also heisst sie Paula, und man könnte sie dann auch mal 'Paulchen' nennen, die Verkleinerungsform, weil sie körperlich nicht sehr gross ist, einsdreiundsechzig etwa, und eine männliche Form, weil sie in der Kneipe manchmal wie ein wilder Kerl den Tequila in sich rein. Und ziemlich schnell besoffen wird und dann schonmal die Treppe runter, aber das ist eine andere Geschichte.

Paula also, Paulchen. Paulchen macht einen Job in einem Bereich, indem der Frauenanteil derzeit etwa 13% beträgt. Eine Minderheit. Ein Job, mit dem viele immer noch Dinge in Verbindung bringen wie Bringdienst-Pizza und literweise Cola, viel Kaffee und viele Zigaretten. Ziemlicher Schwachsinn, in ihrem Team von zwanzig Leuten rauchen gerade mal drei, viele haben es aufgegeben. Bei ihr zu Hause liegen schonmal leere Pizzaschachteln rum, na gut. Kaffee und Zigaretten auch, ja, zuviel davon vielleicht. Aber Cola überhaupt nicht. Weinbrand nämlich nur im Kaffee, nie in Cola, und Cola pur geht gar nicht.

Eigenbrötlerisch und freakig, wie man das Leuten ihrer Branche nachsagt, ist sie nicht wirklich, vielleicht ein wenig seltsam, etwas komisch, etwas merkwürdig, das könnten manche sagen. Wenn sie stundenlang auf dem Rücken im Gras liegt, im Sommer bei schönem Wetter, blauer Himmel und weisse Wolkengebilde, und sie liegt und raucht den ein oder anderen Joint und versucht, in den Wolkengebilden Geschichten zu finden. In den Wolken kann sie Gesichter oder sonstwas erkennen. Dann denkt
sie sich angenehm abgefedert eine schöne Geschichte dazu aus. Sie schreibt sie nicht auf oder so, sie träumt einfach vor sich hin. Stundenlang. Ja, manche könnten das merkwürdig finden.

Sie ist auch gern mal allein. Liest ein Buch. Oder Zeitschriften. Surft im Netz. Chattet ein wenig. Genauso gern, denke ich grade, genauso gern zieht sie mal mit Freunden um die Häuser, durch die Kneipen, gesellige Abende, Konzerte, Musik, Gespräche. Über Windeln wechseln und Läuse aus dem Kindergarten und Faulheit bei den Hausaufgaben redet sie selten, sie hat keine Kinder; sie hat zwei Patenkinder, zweieiige Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen, wie heissen die? Liliane, von allen nur Lilli genannt, und Leander. Sind jetzt neun Jahre alt, Kinder ihrer Freundin, Anke. Paulchen mag die Kinder, sie spielt gern mit ihnen, sie redet gern mit ihnen. Und sie kann sie wieder zu den Eltern schicken, wenn sie ihr auf die Nerven gehn. Ich denke, das findet sie prima. -

Jetzt gerade sehe ich Paulchen faul auf der Couch liegen, es ist Sonntag, es ist Mittag, und gestern war sie mit ein paar Freunden auf einem Konzert, in der Kulturwerkstatt, EA80, eine Band, die seit den neunzehnhundertachtziger Jahren die Bühnen bespielt mit deutschem Punk. Sie hat viele alte Bekannte getroffen, viele Biere getrunken.
Jetzt also faul und verkatert auf der Couch, Kaffee, Zigarette, sie zappt durch die Fernsehkanäle.

Auf n-tv läuft ein Magazin, da wird eine Frau gezeigt und der Sprecher sagt dazu: "Dieses Model ist ein wahrer Männertraum". Und dann wird der Männertraum näher gezeigt, lange blonde Haare, ein ebenmässiges Gesicht, ein üppiger Busen, schlanker Körper, aber fraulich, gut betont durch ein knappes Kleid. Der Männertraum investiert viel Zeit mit Körperpflege, Fitness und Massagen, Hautbehandlungen und Maniküre. Der Männertraum jettet durch die Welt, erfolgreich als Model, verdient gut, und träumt von Familie und Kindern.

Paulchen ist nicht blond, sondern brünett. Sie hat frauliche Rundungen, aber die zeigt sie nicht überdeutlich her. Sie ist faul, sie treibt keinen Sport, sie fährt nichtmal Rad, sie hat ihren kleinen Ford Ka, damit macht sie selbst die kurzen Strecken. Sie geht nicht zur Maniküre. Sie jettet nicht um die Welt, Urlaub an der deutschen Ostsee oder Nordsee. Manchmal Italien. Vielleicht auch Spanien und Dänemark. Sie macht einen guten Job, aber übermässig erfolgreich ist sie nicht, und fette Kohle verdient sie auch nicht. Sie träumt auch nicht von Familie und Kindern. Sie weiss, dass sie gebärfähig ist, und will sich trotzdem nicht vermehren: Manche halten das für einen biologischen Unfall.

Ich bin kein Männertraum, lass ich Paula denken, ich bin kein Männertraum. Paula ist wieder Junggesellin, seit ein paar Jahren, seit fast fünf Jahren, sie hat insgesamt drei gescheiterte Beziehungen hinter sich, hat dreimal an sowas wie Liebe gedacht, ist dreimal an Arschlöcher geraten, ist dreimal erst geduldig gewesen und ist dann doch endlich gegangen, zuletzt hat sie ihren dritten Freund, den Markus, die Treppe runtergetreten. Seine Klamotten hinterher. Hat bis heute immer noch manchmal die Nase voll. Ich bin kein Männertraum, denkt Paulchen, ach du Scheisse. Dann fällt ihr etwas ein: Dirk, ein alter Kumpel, hatte ihr während eines Kneipenzugs mal gesagt: "Wenn wir nicht Kumpels wärn, dann würd ich denken, du bist doch glatt ne Traumfrau. Mit dir kann man um die Häuser ziehn, labern, du zickst nicht rum". Ja, das fällt ihr wieder ein, und ich lass sie denken: Manche Männer haben andere Träume. Vielleicht begegnet mir ja nochmal einer. Von wegen Glück und so. Vielleicht bin ich für irgendwen ja doch ein Männertraum. -

Ich sehe, wie Paulchen einen Joint raucht, vielleicht will sie ihren Kater damit vertreiben, jedenfalls liegt sie grinsend auf der Couch, und ich bin mir sicher, sie freut sich gerade diebisch darüber, eine biologische Katastrophe zu sein.

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Kommentare

manchmal denk ich doch,...
manchmal denk ich doch, ja ;-)
notiertes - 19. Sep, 13:04
Dein Text erinnert mich...
Dein Text erinnert mich an meine Kindheit- auch ich...
bonanzaMARGOT - 7. Aug, 17:57
bitte entschuldigen Sie...
bitte entschuldigen Sie meine späte Reaktion- gesundheitsbedingt...
notiertes - 7. Aug, 17:50
:-)
:-)
abendGLUECK - 25. Feb, 10:45
jo. sehr sauber ;-) danke...
jo. sehr sauber ;-) danke fürs lesen und liebe grüsse!
notiertes - 27. Feb, 10:35

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